INNA ZAGRAJEWSKI
Der Zirkus
(Aus dem Buch “Helden der Bühne”, Berlin, 2002)
Eintritt
Zirkus! Höher der Fackel
Flamme!
Die Wände sind rund,
Sind bunt –
Reklame!
Das Pony, der Bär,
die Schöne...
Und alle tanzen
und rollen...
Der erst’ Clown –
ist ganz klein,
Der zwei’ Clown –
hat Haare grau!
Wie’s Mädchen —
das Pferdchen
Mit den Diamanten
Tanzt die Polonäse
Am Boden
aus Seiden...
Hier kreuzen die bunten Lichter
Die hängend’n weit oben
Scheinwerfer,
Wie Eisregen
,,Balle–Springer”
Schütteln sich
auf der Erde —
Der Lowe bleibt
still und ruhig,
Unter die Kuppel
fliegend...
Der Zirkus öffnet die Türe...
Festabend
beginnt um sieben…
Reiterkunststucke
Die Nummer ,,Djigit"
Was ist so weiß,
wie die Wolken, def Schnee?
Das ist die Reiterin...
Sie kommt näher,
näher...
Im Kleid, das flattert
wie weiße Flaggen,
Auf weißem Pferd
mit den Rosenaugen.
Abrupt –
statt weißes
Wird alles
grau.
Der Peitschenknall war
Wie Donner,
so laut,
Und als ob sie
an der Filmwand
wären,
Fangen zu flimmern an
die roten Pferde...
___
Von Hufen fliegen
die Späne in die Fern ..
Djigit…
er reit’t ...
In der Luft jagt’s
Pferd:
Der Kreis
nach Kreis ...
Der Kreis
nach Kreis ...
Auf Rücken
des galoppierend’n Pferds
Steht der Djigit
auf
Und steht er
fest,
Ob er wird
mit’m Schraube
hinein gedreht?
Das Pferd schrägt’
mit blindem Auge
Sein Schwanz war,
wie blauer Rauch.
Und ähnlich den Bällen
sprangen
Die Blicke
mattblauen auch.
Der Beleuchter
Der Beleuchter ...
Oh, dieser Mann
Ist alien natürlich
sehr gut bekannt!
Er schickt uns von oben
Licht
Sträuße der Blumen.
Nein, nicht in die Hand,
auf Zöpfe und Schultern,
Er kann Kuppel ganz
Mit den Rosen
überschütten.
Er kann einfach’s Mäd’l
in die Fee verwandeln,
Rufen den Sommer –
Obwohl ist’s
der Winter!
In eins
alles sammeln...
In nichts es zerwehen:
Er ist doch der Haupt–
Zauberer der Lichter!
Erzählung von dem Dompteur
„ Springe”, –
ich schrei,
Der Löwe –
,,Nein!”
Die Peitsche schnippt,
Der Löwe –
brüllt!
,,Nun, wart’, – sag ich, –
Du, hartnäckig’
Artist,
Wir schauen mal,
Wer hier
schlauer ist!’
Also–
Tag für Tag
Stund’ um Stund’ bis zum Abend
Arbeiten wir mit den Löwen
zusammen.
Also – zum End’...
Ich schrei’: ,,Aplez!”
Der Löwe springt auf das Taburett!
Befehl’ ich:
,,Ruhig!”
Und Löwes Füße
Treten auf Boden
ganz weich und fließend.
Der Löwe geht,
Wie der rote
Held,
Der Salto
macht:
Nun ...
fast drei Mal!
Spring durch die Ringe
Mit Schreien
der Kinder
Zu Ihren Wundern ...
Bald,
sieht man,
Wird er probieren,
Auf dem Drahtseil
zu balancieren…
Die Lufttänzerin
Die Violine schmolz
Und die Trompete
schwieg,
Weil in dies’m Augenblick
In die Luft
Seiltänzerin fliegt.
Dorthin zu Apparaten
(Sie hängen über Arena),
Zu Lichtern,
die beleuchtend,
Brummen laut,
wie die Biene.
Die Tänzerin macht’
Spagat,
Auf Seil, wie auf Boden
stand,
Sie winkte mit dem
Füßchen
Nicht eilig und
nicht hastig...
Sie lächelte ganz
klar,
Sie war ganz lustig
gar
Und habend
keine Angst,
Kann sein war etwas
ängstlich. . .
Indessen stehen unten,
Als ob sie mit ihr
wären
Verfolgend ihre Schritte
Ein paar der starken
Männer.
Sie heben Augen oben,
Sie sehen sie
in der Spur:
,Jetzt der Salto–mortale,
Danach Spagat... und Sprung...”
. . .Und wenn sie
fällt –
Sie fingen...
„ Schokoladenhunde”
wSchokoladen–Dackel –
Hündlein,
Steht auf!
Jetzt beugt euch, bitte,
Noch niedriger ...
Ap!”
Und Dackel,
stehende auf zwei Füßen
Biegen den Körper
– herum und hinab.
,,Jetzt tanzen wir –
bitte,
Genug denn
zu biegen!”
Und Dackel tanzen –
sehr nett und fein.
Wie schwer ist
zu tanzen –
Man kann
sich vorstellen –
Für Dackel auf ihren
so kurzen Bein’n!
Drei Takte:
aus Walzer,
Drei Takte:
aus Polka,
Oh, wie vorder’ Füße
Den Boden berühren wollten!
Was machen? Das strenge
des Abrichters Stöckchen
Befielt – nicht zu senken,
Sonst –
bleiben in der Höhe!
,,Und...
eins, zwei, drei...”
Der Tanz ist
so nett:
‘s sind kein’ Schritte – nein,
Sonst echtes Ballett!
(Für alle Tänzer –
das soil man sagen –
Ist Rhythmus –
das wichtigste aus and’ren ,,Tanzsachen”!)
So schön sind
die Dack’l!
Wie klatschen
die Leute!
Der Tanz geht
zu Ende,
Sind frei arme Füße,
Noch ein letztes Biegen
Und die letzten
Grüße...
Nun wurden die tanzenden
,,Schokohund’”
nochmals einfach Hund’
Vom Gesicht ,,ziemlich gut”.
Der Clown
Der Clown hat rote –
die Nase und Backen,
Die Augen sind
blau,
Die Lippen –
blau auch.
Es ist bei ihm so
schlecht,
Weil alles aus Händen
fällt...
Er will trotzdem ähnlich
sein
Der Tänzerin,
dünn und fein,
Wie die federbuschend’
Pferde
Verbeugt er sich – bis zur Erde,
Aber verblieb er –
schau! —
Als einfacher dummer
Clown!
Epilog
Man sagt,
dass Zirkus – Wunder ist!
Es ist nicht wahr:
Es ist die Tat,
Weil hier der Tag
,,berechnet wurd’,
Genaue Pläne
hat...
Hier prüft man
Jeden Schritt
und Klang
Durch die exakte
Wissenschaft,
Als Physiker ist
Akrobat
Mechaniker – der Clown ...
An eine Hand wirft man
sechs Bäll’,
Und jede fängt sie –
auch sechs.
Ein’ Hand ist hier,
Als Hundert
Händ’:
Sie hat –
kein Wunder –
genaue Gest’!