INNA ZAGRAJEWSKI
“Auf dem Weg den Rosen entlang…”
Der botanische Garten bei Nikita –
ein Ort bei Jalta am Schwarzen Meer
Aus dem Buch “Die Erde in Blüte”. Jena-Plauen-Quedlinburg. 2005.
Und ihr,
die, in der Näme
wandernd,
Gingt denn
an diesem Ort
vorbei,
Erkennt dafür:
Ihr sahet hier
gar nichts,
Obwohl ihr doch
gewesen seid ...
Eintritt
Ganz — aus den Kränzen
der and’ren fremden Pflanzen,
Wurde der Garten
in den Schatten
geworfen,
Und die Rosen schauten
neblig und glänzend,
Sonst alle
gleich schön,
Das echt’ Wunder
der Orte:
Aus edler Familie —
“Gelb’” Rosen aus China,
Auch aus Indien —
die Rosen–“Feuer”,
Die “Weissen” ...
die quer auf dem Wege
erschienen,
Die Blumen nicht streng,
unbescheiden
zerstreuend.
Hier wohnen aus Kuba —
die Rosen
Mit dem ähnlich Flamme
blüh’nd Blatte
Und auch die “Zärtlichen”
welken, blassen
Mit langen gebogenen
Stacheln.
…Sie sind hier
zusammen:
Samt,
seidige Stoffe,
Die Rosen —
“Gloria”, “Bjuti”,
“Nette”
Und die “Tee–Rose” —
Sie kann süss duften
Gar im April
bei dem schlechten Wetter.
Es gibt in dem garten
Mehr als Hundert
Blumen,
Mehr als
Hundert Blätter.
Geschnitten’ und feine,
‘s gibt, aber kein’ Ort mehr,
Von dem Leute, alle,
Nur so reden
würden:
“Es gibt schöner –
keinen!”
Der Kiparis
Welcher der Bäume
ist so hervorragend,
Um seine Zweige
wie Flaggen
zu tragen?
Und in der niemals verwelkten
Schönheit,
Ganz hoch sie hebend,
Um allen –
zu zeigen.
Welcher der Bäume
ist so voll von Kummer,
Um das ganze Leben
im Dunkel
zu führen?
Über dem Meer,
Wo die Sonne
aufsteigt,
Sich zu bewahren
im Schutz von dem Schatten
Und in dem Dunkel
auf ewig zu schweigen,
Gar keinen “Finger”, die Äste,
night zeigend…
Die Magnolie
Lilien am Himmel,
Magnolien —
voll Blumen!
Wie die weissen
Lilien,
Die Magnolie
blühet.
Der Duft
des Weihrauchs
Hat Magnolien
“Lager” ...
Er kann dich
einschläfern.
Riech’,
aber nicht so
lange!
Kolrauterija
(der Seifenbaum)
Wer weiss, warum
man ihn so nennt?
‘s sind Blüten daunig
und nett.
Sein Reifen–Körbchen
ist auch schön:
Mit schwarzem Korn,
dreifaltig’ Form,
Sonst — keine Seife! —
dann warum?
Geheimnis ist’s,
“deshalb”…
Darum ...
Schwarzer Bambus
Der schwarz’ Bambus ...
steht …
Er wächst –
Seit’ an Seit’
Wie ein Zaun —
hoch
gerad’ –
über’m Bach.
Dort das Fischlien
schwimmt,
Der Frosch “bläst”
sein Lied,
Sonst der schwarze Bambus ...
Er, sehend,
nur sich
sieht …
Die Lotusblume
Wie unzugänglich ist
dies’ Blume,
Ihr Köpfchen schaut
in den Himmel.
Mit grobem Finger –
niemand darf
Am Läppchen streifen,
berühren
gar.
Das Wasser klebt night an dem Blatt:
Als Ball,
dreht sigh’s zusammen —
grad’…
Das Schilf
Das Schilf
im Frühling ...
‘s ist wie
ein Wunder:
Es wächst bemerkbar,
täglich,
stündlich.
Im Unterschied
zu den Nachbarn,
Stehend unveränderlich
viel’ Jahre ...
Die rote Akazie
Wer wusst’s:
in den Akazien
Gibt’s eine Rote
die
Und niemand wusst’:
‘s ist Rote
am schönsten
aus diesen.
Für Sträucher ist’s
egal,
Wie ihre Blumen
fallen:
Zu Dreien oder zu Zweit,
Gar sammelnd sie
im Band,
Sie ist von Blüten
voll:
Gar Ästen,
ganzer Halm . . .
Wer wusst’, dass man bei ihr
nur Blumen
sehen kann?!
Die Palme und die Weide
Im sonnigen Sommer,
In dem reifen
Frühling
Steht die schöne Palme,
in Wolle sich hüllend,
Daneben stehend’ Weide
Hat das echte
Leiden:
“Warum —
in der Hitze –
trägt sie warme
Kleidung?!”
Aus Norden geborene
Weide vergisst,
Dass die zarte Palme –
Südländerin ist.
Der Erdbeerbaum
Bei den
Erdbeerbäumen –
Gibt's gegensätzlich
Regeln,
Auf den roten
Zweigen
Die reifen, grünen
Beeren.
... Der Brunnen habend
steinern’s Kleid,
Ist wie der arme Bach
im Sand ...
Obwohl die Luft von Hitze
voll ist,
Ist er ganz reun, lebendig fröhlich:
Da ist er feucht,
und froh,
das er läuft:
“Die frischen Strahlen
Bringe ich
allen!”
Das “Dornig Loch”
Es ist so grün,
wie Gräser
Und wie die Blume
duftig,
Doch ist der Kranz
aus diesem
Nur für die besten
gültig.
(Der Lorbeer).
‘s ist
Dornig Loch
dem Lorbeer
ähnlich:
Auf gleiche Art
die Blätter
“nähend”,
Weil er auf immer
Wünsche hat
Des Lorbeers Los
zu teilen:
halb-halb.
Um dem Lorbeer
gleich zu sein,
Versteckt es Nadeln
hinter’m Rücken,
Die: “Loch” — “Lorbeer” ...
Beim ersten Blicke,
Kein’ Unterschied gibt’s zwischen
beiden.
Deshalb,
wenn ihr zum Strauch
kommt,
An sein Antlitz glaubt
nicht,
Schaut nur die and’re Seit’
vom Blatt
und prüft auch,
ob es riecht…
Die Dattelpflaume
Bei einigem Strauch —
im Herbst
Kommt viel Zweifel:
Ob es ist sein Blatt
Oder
die Frücht’, hoch reifen?
‘s sind nicht
unterschiedlich,
gar nicht —
Da ist alles gleich –
gelbfarbig!
Ganz anders ist die
Dattelpflaum’ im Herbst:
Sie, zeigend sich früh
ohne Blätter
mehr,
(Ihr’ Gärten stehen leer)
hat kein’ Leiden:
Sind sichtbarer Frücht’
auf Zweigen!
Die Eidechse lief
durch die Kakteen…
Für sie sind
ihr’ Nadeln,
wie Nägel
Erschien sie und wieder
verschwand sie ...
Hart ist ihre Haut,
wie’s Leder.
Japanische Aiwa
Japanische Aiwa
trifft Gäste
aus der Weit’
Sie rötet sich
dabel
Vom Kopf
bis zu den Beinen.
Schon Jahre –
nicht ein Jahr,
Seit sie im Garten
wohnt.
Verschenkt uns
mit der Blum’,
Sonst keine Früchte
bot.
Epilog
Wenn du so weit fährst
Und willst noch weiter
fahren,
Wenn du Orte siehst,
die gar nicht alle
sahen,
Kannst in einer Stund’
hundert Länder
mal sehen,
Wenn du bereit bist.
durch den Garten zu gehen:
‘s ist Asien:
ist sein’ Zeder.
voll von Pech,
Australien ...
steht Eukalyptus
rechts,
Mimose –
ob Afrika selbst kommt
dann?
Und Rosen ...
Sie sind auf ganzer Bahn ...
... Zugleich
erscheinend
hier und dort.
Läuft ein Bach,
der durch Arme
läuft,
Um einen frisch
zu machen,
Tränkt er den zweiten
mit Wasser,
Der Strahl fliegt zu den weissen
Rosen,
Die in den Kronen
sich hüllen,
und rote Rosen,
(unten die ...)
Sie warten,
wann der Strahl’
bedient
Sie mit ‘m Anteil
der Kühle …