INNA ZAGRAJEWSKI
Frühlingsschatten
Aus dem Buch “Frühlingsschatten”, Berlin, 2001
EINTRITT
Dort, wo selbst
König Ludwig
In sein’m Königsstaat
In der Nähe der Alpen,
Im Seenland wohnt’,
Hat die Schönste der anderen
(des Himmels) Blumen
Auf den steilen Felsen,
Zarter Krokus
geblüht....
Was für ein Schloss
auf der Klippe,
Dort, über
dem Bach?
Was für Hallen
Und was für ein’ lustige Tracht,
schwarz und gelb?
Das ist’s alte, das uralte
Kleid.
Das ist
des Schlosses
Schatten,
Der manchmal sich
zeigt.
Aber die Blumen –
Monster
dornig’, ähnlich den Igeln)
Konnt’n bis zum höchsten
Stock
Shlosses Mauern
umschlingen
Und in sich sie
verstecken.
Wurden stärker dabei
bodenlose Blumenkelche,
Wurden sie immer
breiter
Rankten
weiter nach oben....
(Hier hat jede sich geöffnet –
gar
Die scheinbar einfach’s Blättchen
war!)
Mit der Zeit
so allmählich:
Wuchs zu und verschwand
Dieses Schloss, das in
unguten Blumen versank,
Als hält’ sich’s
aufgelöst,
Als sähe niemand solch
niemals...
Es gibt keine Bewohner,
Sonst nur die Schatten
blieben....
Es blieb noch auf ewig
Das Geheimnis ihrer Leben
Auch Zahlen der Daten
Und der Turm
Bis zum Himmel.
TEIL I
Frühling... März...
Der Bilder Serie.
Zeit den schnellen Zügen
ähnlich:
Jeder Blick –
bringt neues Bild:
Das erst’ kommt, das zweit’ verschwind’t.
Weiten haben wenig
Farben:
Weiß und schwarz
und keine andern.
Kann man deutlich sehen
d’rum,
Ist’s gerade oder
krumm?
Trotzdem klingen
Vogelstimmen,
Wie die Glöckchen,
von dem Himmel,
Und durch Wolken g’rade
fallen
Ähnlich Kerzen –
Sonnenstrahlen..
März...
Den Tag, die Nacht
vermischend,
Fühlend frische
Frühlingsluft,
Schwärmlein junger
Mädchen–Fischchen
Morgens schon aus Häusem
läuft.
O wie viele
Moglichkeiten:
Linke Seite, rechte Seite
Man kann schauen
überall,
Frühlingszeit ist für
die Wahl!
Aber Eine wollt’ nicht wählen:
Ungehorsam
wie die Welle
Stürzte sich –
Und ganz altein–
Da, wohin die Augen
sahen.
Wie Prinzessin,
eigenartig,
Lief sie von dem Haus,
vom Garten...
(Gerade jetzt kommt solche
Zeit,
Als Schicksal – selbst
vom Himmel fällt).
Sie, Zöpfe auf die Schultern
werfend,
Gäns’blümchen,
voller Schüssel nehmend
Sie blühten noch
Fast auf der Erde!)
Lief durch den Wald
Grad’ zu den Feldern.
So...
Hat Prinzessin sich
verirrt.....
(Frühlingszeil hat
aufgespielt),
Ist ins fremde Dorf
gekommen,
Don erreicht’ sie
fremden Zaun,
Stieß, wie Kälbchen,
mil der Stirn....
Ging nicht weiter,
Und blieb hier.
(Märchen? Wahrheit?
Wer kann sagen,
was es ist?
Es kann alles sein...)
Liegend bis zum
Morgenrot,
Schlief sie ein
und dann sie träumt’.
Aber als sie Äuglein
offnet’,
Sah sie Häuser, Dächer,
Höfe.
Zwischen Hügeln fließt
der Fluss,
Über’m Fluss sind Turm
und Schloss.
O wie viele Krokus –
Blumen
Auf grünen Rasen
blühen.
Blüht’ Kastanie–
oh wie fein!
Voll von Blumen
sind die Zweig’n...
Abschweifung “uber die Stadt”
Die Stadt –
hinter Wänden
Die Stadt –
unter Glocken.
Stöhnend
fliegen Möwen
Über Wellen–Höcker.
Ja, das Höchsle, das es gibt,
Wenn man schwimmt
und auch fliegt.
(Was für Leute unbekannt ist.)
Aber anders können
die Leute:
Vor dem schönen Dom
erstarrend,
Für sich seine Zeit
erklärend,
Über’m Kopf die Burg
zu schau’n...
Ist es diese Stadt
aus’m Traum?
Aber....
Plö’tzlich –
Schneeflöckchen,
Immer mehr, und wieder,
wieder.
Sie, die Frühlingsfarbe
löschend,
Weißten alles:
Felder, Wiesen....
Sie vermehrten sich,
wie Klänge.
Es schien:
wären hell’r
als Lichter,
Schneeflöckchen –
ohne Ende:
Muster, Körperchen,
Gesichter.
Auch noch die Wörter,
Wörtchen.
Diese klappten sich
zusammen
Blitzten, vor den Augen
flimmerten,
Urn den echten Satz
zu sagen,
Aneinander
schoben sich Silben,
Die das Wörtchen ,,Bayer” schrieben,
Und er kam selbst –
man einlud!
Mit der Feder auf dem Hut.
In der Spur,
vermischend Zeilen
Auch Silben, Wurzeln
Teile,
Die Gestallen
traten ein:
Konig Ludwig,
Lorelei....
Und danach
verschwand das alles...
Oh,der Frühlingszeit
Geheimnis!
_______
Jetzt
seien Sie stumm
Man dart kein Wort mehr
sagen
Hören Sie zu:
Dort auf dem Turm
Die unsichtbaren Zwerge,
begannen die Bewegung
Und kam dann zum Leben
das Gesicht
ähnlich Uhr.
Sie ist
groß geworden
Und wurde noch
großer,
Sie ist doch
erwacht
Und gerad’ über’m Kopf
klang endlich, ereilend,
Und klimpert, geleitet’,
Um allen
zu sagen:
,,Die Stunde doch kommt!”
So herrschend
über alles
Ohn’ Grenzcn und
Rahmen,
Erfüllte die Räume,
Milteilend der Welt,
Dass sie allein ist....
Flimmernd mit
gold’nen Zeichen,
Schenk’sie
ringsherum
Langer Klang –
ohne End’!
Sie hörten die Stehenden
weiter und näher
Und auch die, die
Vor dem Eingang
standen:
(Dort –
unter’m Gewölbe –
Auf den runden
Säulen)
Die Heiligen –
kranzig,
In goldenen Kleidern.
Auch
das kleine Bäumchen
Ist hier aufgestanden
Und brannten
die Kerzen
Und sangen die Stimmen.
Sie flogen nach oben
Und fliegend
sie riefen
Den, der über
Köpfen war,
Dort an dem Himmel.
Die Uhr...
schlägt die Uhr.
(Oder klingen
die Glocken?)
Der Klang und
der Schlag
Sind zusamm’n
halh und halb.
Bald – ein’
in der Reihen,
Bald beide –
nicht stoppend...
Was bringen sie –
Freud’ oder Traurigkeit?
_______
Ist’s die Hochzeitsglocke?
Ist’s die Osterglocke?
Klagend und aufatmend
Schlagen hinter’m
Rücken
Zu Cedenken
der Meister
Die sie trüher
gossen?
Zeii geht immer
weiter,
Glocken hinterlassend...
(Sie hüngen auch jetzt
im Turin,
Gerade
über der Turmuhr
Wo die Zeil geht..)
Abschweifung “über die Zeit”
Dort ,,geht”die Zeit!
Oh dieses Wunder
Beginnt den Weg
von Glockentürmen
Und wie das Wasser
Fließt hinaus –
so Stund’ um Stund’ –
Von Haus zu Haus,
Wie Schatten,
ohne Ziel und Ende,
Durch Zahlen gleit’t
Paar Zeiger –
Hände.
Und ohne Worte
Geht sie weg
Mit unser’n ewigen:
,,O weh!”
Nicht zufällig,
und ganz unmerklich,
Der kleine und der große
Zeiger,
Einander’ lassend kurz
anhalien,
Kriechen im Kreis
(obwohl auch beide)
Um in dem Leben
auch wenn nicht wollt’n,
Allein zu sein!
Dennoch
ist’s zwölf, die Zeit der Phantasie
und Wahrheit.
Die Märchen folgen
ander’n Märchen:
Von Schönen und von schlauen
Zwergen,
Von Hirtin und
vom Schornsteinfeger...
Du, schau mal
er ist es selbst:
Die Haare wie das Stroh
sind gelb,
Sind seine Augen
so blau,
Als ob der Himmel
statt der Augen.
Er sieht nach unten,
wie ein Herr.
Er trägt die Kugel und
den Stern...
Er ist jetzt auf’m Turm
mit Glocken.
Er sieht die Wälder,
Hügelhocker,
als wär’s das erste Mal
im Leben
(Dort kann nicht jeder sein)
daneben,
Über den Dächern,
auf dem Turm,
Die wunderschöne Schöpfung
die Uhr,
Ihr’ Felge in der gold’nen
Farbe,
Des Zifferblattes glatte
Wangen
Und ein Paar Zeiger...
Sie sind stumm,
Als, kriechend, ,,gehen”
auf der Uhr.
Denn was ist aufm Turm
ganz oben?
Wer ist denn in die Höh’
gehoben?
Doch, ist der Glockenraum
nichl leer…
Ist dort
ein Schatten?
Selbst die Schattenfee?
Sieh da –
erschien!
Und – ist verschwunden!
Ihr ein Paar Hände:
wie’s Paar Flügel.
Lehnt sich mit’m Ellenbogen
nun
Tritt mit dem leichten kleinen
Schuh,
Und schaut hinab
durch Augenwimpern
Auf die Stadt
und ihre Weiten
(Sie sind vom weißen Schnee voll...)
Hier oben
Ist der Fee
wohl!
Sie ist ganz lustig,
ohne Kummer,
Erscheint sie mit dem Klang –
zusammen,
Danach –
mit ihren schnellen Schritten
Auf dem Zeiger –
Läuft
nach unten
(Der Klang besteht
aus Zwergen und Feen...)
Wie viel’ sind sie?
Wer weiß,
wie viele?
Obwohl sie sind
des Schattens Kinder,
Ist Zeigersgang gehorsam
ihnen.
Also in jeder viertel
Stund’
Hört man, wie Glocken,
Schlag der Uhr…
________
Erzählt man,
dass in dieser Zeit
Der Kaminkehrer Arbeit
tat
Und werfend’s Seil
ins Kaminrohr,
Sah er die Fee auf dem Turm
(Sah’ in der Höh’
über dem Kopf
Ihr Kleid aus’m
weiß-golden Stoff).
Augenblick
vergessend die Arbeit,
Hebt sich der Kaminkehrer
nach oben.
(O, Ziegelstufen –
ohne Ende!)
Dorthin zur Höh’,
Wo Glocken
hängen...
Gerade jetzt hier stand
die Fee...
Er ist ihr nah,
noch näher, näher.
Fast rührt er mit der Hand
ihr’ Kleider...
Wo ist sie denn?
Auf’m Turm gibt’s keine!
____
Sonst von der Erde
sahen Leute:
Warum denn kommt er nicht
nach unten?
Weil alle die Neugierde haben,
Was für ein Stern,
das Seil, die Kugel?
Doch er... ist in der Höh’ geblieben,
(Wär’ jedem auf der Erde
lieber:
Auf der Erd’ indieser Zeit
Kam schon April,
Ging März vorbei...)
Abschweifung “über den Frühling”
Auf der Erd’,
Auf der Erde
Schon eilen Bäche
in den Wäldern
Auf der Erd’ in dieser Zeit
Kommt Vögelkind und auch
Hündlein.
Der Bär wacht in der Höhle auf,
Nichts hör’nd,
der Hirsch
Bläst ins Horn
laut.
Der Enterich blauer als blau’ Blume
Die Freundin führt ins Schilf zum Lieben.
Ja,
Frühling schon umhüllt
die Erde,
Wo Sonnenstrahl’n
bald kommen werden,
Obwohl auf Erd’
an diesem Tag
(Zum ersten Mal
in solcher Zeit)
Der Schnee – wird im Himmel geboren,
Und hat sich in dem Frühling verloren.
Und über Dächern –
wieder Schnee,
Schneeflocken-Tanz
zur Freud’ der Fee.
TEIL II
Ist sie? Dann wer genau
sah?
Oder nicht sie?
Wer weiß? Wer sagt’?
Wie Tannenbaum unter’m
Schnee,
So kann’s Schneemädchen
aussehen.
(Noch ein Gesicht
der Frühlingsschatten,
Die immer Frühlingstage
hatten),
Nur zwei Äuglein
unter der Mütze,
Noch der verschneiten Kragen
des Pelzes,
Dabei zwei Zöpfe,
wie die Schlangen,
Und teerosenfarbig' Wangen.
Sie geht zum Hof,
Und immer näher,
Kommt zum verschneiten
Eingang
Und vor dem Tor –
er kehrt den Schnee –
Trifft sie – in Rot–
der Hauswart
Auf dem Fenster
weißer Vorhang,
Auf dem– aus Spitze–
Der Taubenvogel.
Von vorn –
klein’ Fuhre mit den Eiem.
Sie zieht der Hase
Zur Osterfeier.
_______
Dennoch wer ist
sie?
Und woher kommt sie
denn?
Wer konnte sie
sehen,
Wenn sie niemand kennt?
Nur irgendwas weiß
mit der goldenen
Farbe
Doch flimmerte –
sagt man –
Sehr schnell
vor den Augen
Auch blieben Stiefelspuren,
Die niemand jetzt
sieht:
Der Schnee versteckt
Diese Spuren
in sich.
______
Nur der
Schornsteinfeger
Folgt ihr
in der Spur
Schon ist alles fertig:
Die Kugel,
der Stern.
Er weiß schon: ihr Haus
Hat einen Kamin.
Er findet die Arheit
Gerade für ihn,
für den Kaminkehrer.
Vergebens –
O weh –
Er klopft an ihr’
Tür,
Aber sie ist schon
weg…
So
seit dieser Zeit
Sagt man, wusste er nur
Den einzigen Weg
Von dem Turm –
auf den Turm
Und was er
bekam?
Nur ein Pech,
immer Pech:
Entweder: ,,Noch früh”,
Oder
,,Es ist zu spat”.
So “gestern” und ,,heute”…
Sie flossen
zusammen
Für ihn in die Zeit
zwischen Hoffnung und Kummer,
Sonst die kupfer’
Kugel –
Jetzt ganz ohne Taten –
Liegt zwischen den Lappen,
Wie der schwarze
Kater.
_______
Denn Zeit geht weiter,
weiter,
weiter.....
Das Kind wird
Junge,
Junge – Alter.
Die Flügel klatschen –
was ist los?
Zum ersten Mal
Das Vög’lein flog.
Der Kaminkehrer
nichts bemerkend
Sitzt
in der Höh’
Sich nicht bewegend,
Hat keine Kräfte
Keine Lust,
Das Kinn liegt
auf seiner Brust...
Und du,
schau nach oben:
Da, neben dem Stern
(Die Leute...Sie sehen nach oben
nicht gern!)
Die sondern, die
ihre Köpf höher heben,
Haben ihn lang’
In der Höhe
gesehen.
Über ihm flog
das weiß-goldene Kleid
Er zog sich,
folgend ihm,
Mit seiner
Hand...
Und spatter – verschwand,
(konnt’ vom Ziegel abgleiten
Oder sprang
selbst...)
Niemand weiß von ihm weiter.
Aber sein Stern – abgerissen
von der Kugel,
Stieß auf etwas
Und blieb deshalb
oben.
Um zu erzählen
(Trüb’ Ende –
o weh)
Vom Kaminkehrer und
der Schattenfee,
Und, wie im Feuer –
so heiß war sie heute!
Die Frühlingsnacht
voller Glockengeläute!
Sagt man, dass alles um zwölf
geschah.
Als Leute von unten
Nach oben
schaut’n
Und rechneten, wie gewöhnlich
die Stunden
Mit Anzahl der Schläge
auf den Glockentürmen.
_______
...Wieder –
man klingelt:
Die Glöckchen, Geräte,
Reden der Zwerge,
Die Zungen
Gerede,
Schlummern
der Lippen,
Das Murmeln
der Bäche,
Klatschen der Flüg’l
Und ihr, Fee,
Gelächter....
FINALE I
Schon unbekannter
großer, großer
Ertrinkt der Mond
im Donauwasser,
Der Fluss doch
fließt
Die Blumen –
blühen...
Ist alles so,
Wie war schon früher....
Inzwischen vom Balkon –
daneben
Hört man die Stimme –
nur ein Reden.
(So einfach unbekannte
Wort’...)
Und es ist wieder neuer
Ort.
Der einsam Klang –
(wägbar – viel’ Pude1)
Ist jetzt dein einzig’r Freund, dein Bruder
Vielleicht ist’s wieder nur ein Schlaf
Unter dem Klang des Turmuhrschlags,
Als, gleitend auf’m Zeiger –
Nadel,
Die Träume kommen –
nicht eingeladen.
Mit raschem Schritt
in dieser Zeit.
Geht junges Mäd’l an uns
vorbei
Aus Sonn’ nstrahl oder
Schneeflöckchen,
Läuft sie jedoch
zum Turm mit Glocken. I
Sie–
schon die Fingerchen sieht man –
Rührt mit der Hand
des Turmes Wand
Und folgsam ihrem Willen
werdend,
Der Glockenklang fliegt über
Erde.
__________
Es ist doch Zeit
Die Uhr
zu stoppen,
Nochmal:
Prinzessin mit zwei Zöpfen,
Aber Schneefall hat kein’
– o weh –
Gesicht’r und Körper:
Schmolz
der Schnee.
Nur feuchte Stein’
der Übergänge
Bewahrt’n sein’ Spuren
etwas länger
Und auch klangen oft die Glocken,
(Gedenken an die Schneeflöckchen!)
Dennoch die Leute,
stehend unten
Verstanden nicht solch Sprache...
Leute
Doch schauten auf Zeiger-Zeichen
erinner’nd an die alten Zeiten,
Um schon nach Haus’
zurückkehrend,
Das Buch vom Gießer
zu studieren,
Oder von dem, der
treu dem Schatten,
Den Stern vor’m Tod
entzündet hatte…
Berühr’nd mit’m Schulterlein
die Wänd’,
Prinzessin träumt, Prinzessin
schläft...
Jetzt ist der letzte
Ihrer Träum’:
Gibt’s keinen Klang
vom Glockenturm.
Nur jemand spielt
die Violine,
Wer ist der Geiger,
Wie erschien er?
Sein’ Stirn ist blass,
Sein Kinn ist
scharf.
Gelb, wie das Stroh,
Sind seine
Haar’,
Aber sein Lächeln –
etwas weiter –
Verirrt allein
auf der Seite.
Denn er verschwindet...
er verschwand,
Mit Violin’
auch die Hand.
Gibt’s keinen
Anzug,
Keinen Körper,
Gar ungewunden
Bogenschnörkel.
Blieb nur ein Knäuel
aus Nebelwatte,
Nur die Verdichtung
Frühlingsschatten.
Dabei
der Violine Klänge
Ohne den Geiger
oder Sänger....
Und tanzt ein sonderbar’
Figürchen
In dem nicht hiesig’n
Röcken, Hütchen,
Hält kurz
und wieder mach sein’ Tour,
Dem Zeiger ähnlich
auf der Uhr.
FINALE II
Ein Mal im Jahr
am Frühlingsabend
Der Stern hängt
in dem Himmel, aber
Ist’s seltsamer geschweifter
Stern.
Im Unterschied zu ander’n
er,
Mit’m langen Schweif sie kurz
umschattend,
(Der ist ganz schön,
und gar nicht drohend!)
Schon wieder in der Höh’
versteckt...
Ist er der Stern?
Oder kein Stern?
Die Stehenden auf der Erde
Einander fragen:
“Was für's Wunder?”
Und als die Antwort
aus der Ferne
Fliegt Klang –
der Abgesandt’
der Sterne...
_________________
1 der Pud – 16 Kilogramm (altes Wort)