ZU DER HAUPTSEITE

 

 

INNA ZAGRAJEWSKI

 

Die bienen

 

Aus dem Buch “Drei Poeme von Tieren und Menschen”. Berlin, 2003. ISBN: 978-3828019553

 

Oh, wie eng ist’s

Bienenhaus!

Frühling kommt –

flieg, Biene,

raus,

von dem feuchten noch

Flugloch

zu der Sonne,

fliege doch!

Auf der Sonnenseite wuchsen

Klee,

zärtlich’s Rosen-Sträußchen,

Löwenzähne

wurden fein!

Jeder lud den Frühling

ein.

 

Auf der schattigen

Lichtung

hob sich ganz heimlich

Maiglöckchen,

zwischen den Gräsern –

statt Veilchen,

sieht man Waldmeister,

blassrote.

Gelb wurden Blüten

der Weide.

Wo bist du, Biene?

Flieg, Kleine!

 

1.

 

Die Flügelchen –

Glas Stückchen,

sie trägt

den gelben Gürtel,

und trotzdem ...

Ihre Stimme

Verspricht uns

wenig Güte ...

(Die Biene)

 

Jetzt

gegen die gewärmten

Strahlen,

Erwachten schläfrig’

Bienenzeilen

Schon viele Tage,

nicht ein Tag

tönt, summt

die Bienenzeilenstadt:

‘s ist sie bewegt,

bereit –

zu fliegen ...

Abrupt –

was dunkelt

an dem Himmel?

Gewitter,

Schnee mit dem

Regen!

Vergebens warten Blumen

auf Bienen

Und der Mensch,

schaut in die Fern’:

,,Die Biene – fehlt,

Der Garten wird

leer!”

Der Frühling,

der Reiz

des Zugwinds ...

Man soll noch tragen

Winterkleider,

danach –

und du bemerkst nicht

selbst –

hat Sträuß’

des Apfelbaums Zweige –

(Grade gestern sie war

ohne Blüten

gar,

und wurde

weiß-rot

in dem Augenblick!)

Noch kommt

zu dir, du, der Garten,

wart’!

der Sonnenstrahl

Und die Biene –

– fliegt!

 

Hier wohnt der Frühling

nicht so lange:

beschenkt das Heim

und weg

so schnell.

Schon raucht

duftend Blütenstaub,

,,der trock’ne Nebel”,

über’m Feld.

‘s ist warm ...

der Mai hat gute Laune,

die Morgen sind

klar,

still –

Nächte sind.

stehen in der Kühle

Himbeersträucher,

und Bienen doch

besuchen sie.

In einen Strauch fliegen sie gar nicht,

in anderen

sie fliegen gern:

die grtünen Sterne

von Himbeeren

sind:

Einer – voll,

der andere – leer!

(Oh, ihr seid alle –

voll und leer –

Solch’ klein’

grüm’ Blümchen

von Himbeeren!)

Sonst eine Linde –

        gegenüber ...

Sie steht, ,,begoßen”,

mit den ,,Blumen”.

Zu ihr

aus ihrem dunklen Eck’

fliegt Biene,

die der Fruhling weckt...

Im Bliitenstand

(passend nicht Himbeeren!)

Senkt sie ihr Riisselchen

ganz gerne,

hinein steigend

mit den Bein'n,

hangt, singt

und trinkt den Nektar-Wein!

 

Das Lied von der Biene

 

Den Blütenstaub

bringt den Blumen

die Biene,

die lebendig’ Bürste ...

Gar nicht

umsonst

trinkt Biene

die duftenden ,,Nektare”!

Danach,

von einer hohen Blume

mit schwerem Bienenbeutel

fliegend,

bewahren wir

über dem Kopf

verwandt

dem Blümchen Nimbus-Duft.

So uns’re lieben Schwestern

erkennen Honigplätze ...

 

2.

 

Obwohl mit den Rosen-Blättchen

die Wespen die Betten,

decken,

für Kleinen,

rollend als Kugel,

geben sie Kornblumen

Futter,

Gebirt in der Höhle –

das Wespchen,

sonst Bienchen –

in wächsernen Häuschen!

 

Hier ist doch die Ecke

der Arbeit:

Die Ammen ...

sie tragen Nahrung,

,,Erbauer”

ziehen Waben,

die Kinder –

den Honig

saugen.

Schlummern die Bienen –

,,Säcke”,

voll mit den süßen

Säften,

Mit den Sterzen

immer wach, bleibt,

die Wache

vor’m Flugloch.

Und alle – Drohnen,

Königinmütter

in duftender

süßer Hütte

retten sich vor Sommer –

Hitze

durch das Flügelfächern –

zittern.

Die Bienen –

Von Ersten bis Letzten

wohnen

nach eig'nen Gesetzen,

aber der Mensch

konnte lesen

Gesetze des Bienenlebens:

Im schwarzem Netz

mit dem Schornstein

er nimmt's Dach

weg:

ins Haus

,,kommt rein”,

Er zeidelt Rame

aus Bienenkorb –

sie sind von duftend Honig

voll...

Es gibt aus Linden

Honig,

aus Kornblumen,

aus Zypressen

,,Betrunken” gar ...

Es wird besoffen

nach solchem süßen Getränk.

Sie, die kleine, dünne

Biene.

mit Millionen Händen

(in Waben – den dunklen Zimmern)

schafft dieses

Wunder der Erde!

Mit ihrem so hellen

Reichtum

ist der Imker

zufrieden.

Plötzlich –

was für eine Störung

gibt’s – auf der Writschaft

wieder?

Die Bienen summen

so streng,

bedeutet dieses:

,,Geh weg”,

neuer Familie Schwarm

fliegt aus

dem Bienenheim!

 

Der golden’ Schneesturm –

– BienenSchwarm

Hob sich

bis zum Himmel

gar! ...

 

Epilog

 

Es kommt bald der Sommer

zum Ende,

die süßen Bienenbeutel

arm werden.

An der abgefallenen

Linde

sind statt Blüten

kleine Kerne ...

‘s wird’s Leben der Bienen

so schwierig,

dass die strenge Wache

eben

unnötige Drohnen

vertrieben,

um ihnen den Honig

nicht

zu geben ...

 

Die kalten Regen

sind

vorbei,

‘s ist wieder trocken

auch warm.

Der letzte Platz

mit’m Sonnenstrahl

summt wieder mit

dem Bienenschwarm.

Im Garten riecht

mit frischen “Rainet”,

Für Kisten gibt’s

so wenig Händ.

Im Feld – die Roggen

und Mais-Kern!

Himbeerstrauch

gibt

,,die Beere”.

Aus Bienenstock trug man

das Wachs,

und man räumt weg

das alt’ Flugbrett.

Jetzt sieht man Waben,

wo Honig strahlt,

beim Flugloch –

Drohn’,

gefroren’ fast.

Kannst Biene

in der Hand

zudrücken,

sie rauscht nicht

gar mit dem Flügel.

‘s ist’s Bienenheim gesperrt

für’n Winter,

er wartet

auf neuen Frühling ...

 

 

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